TEST: Taylor AD27e Flametop
Andy Powers und seine Taylor-Kollegen waren nicht untätig und haben der American-Dream-Serie ein neues Mitglied angedeihen lassen. Komplett aus Ahorn und mit schaurig-schönem Timbre kommt die AD27e Flametop daher. Let’s check it out!
Man hat es geschafft im Gitarren-Business, wenn man einen eigenen Sound geprägt hat. So wie jeder einen Sound im Kopf hat, wenn er Martin, Fender oder Gibson, Guild oder Gretsch hört, so hat man auch beim Namen Taylor einen Sound im Kopf. Der ist nur mitunter ständig in Bewegung. Was vor sechs, sieben Jahren noch als der „Taylor-Sound“ durch die Gehörgänge spukte, wurde auf so vielen Ebenen weiterentwickelt, dass man davon heute kaum noch sprechen kann. Eine Taylor galt „früher“ als äußerst brillant, mit Trennschärfe und klar artikuliertem Klangbild, durchsetzungsfähig und mitunter beinahe analytisch. Mit Blues und Americana war da nicht viel, brechen wir das mal salopp so runter.
Dann kam Andy Powers mit seinem V-Class-Bracing um die Ecke, verbesserte Intonation, Sustain und konnte somit dieses alte Taylor-Ideal weiter nach vorne treiben. Powers ist aber nunmal ein ruheloser Geist und nebenbei ein Riesen-Bluegrass-Fan. Als solcher hat er naturgemäß auch das komplett entgegengesetzte Soundspektrum der akustischen Gitarre im Ohr – dunkel, rauchig, düster. Sounds die nach Mörder-Balladen, finsteren Blues-Spelunken und flottem Hillbilly-Sound tönen – Americana, Folk, Bluegrass, Blues, Roots-Music eben. Kurzum, Powers hat mit der Grand Pacific diesen Weg eingeschlagen, die neue AD27e Flametop, komplett aus Ahorn, ist das neue Mitglied der American-Dreams-Serie – und passt da rein wie die Faust aufs Auge!
Kochen was da ist
Ein neues Modell ist immer schön, angesichts der überstrapazierten Lieferketten weltweit, muss aber auch die Verfügbarkeit im Vordergrund stehen, zumal der Run auf tropische Edelhölzer ohnehin fragwürdig ist. Daher fiel die Wahl bei der neuen AD27e Flametop auf Ahorn – für Boden, Zargen, Decke und den Hals. Für Griffbrett und Steg kommt Eukalyptus zum Einsatz. So weit, so ungewöhnlich, zumindest in Teilen. Dass Taylor wissen, wie man Ahorn im Gitarrenbau einsetzt, hat man mit der 600er-Serie bewiesen, da war die Decke traditionell aus Fichte, bei der AD27e ist auch diese aus Ahorn. Zugegeben, wenn man den Grand-Pacific-Gitarren ihre Tendenz zu dunkleren, holzigeren Sounds ein wenig austreiben will, kann das mit Ahorn durchaus funktionieren, so als Gedankenspiel zuerst. Powers hat also zunächst das Bracing der Decke angepasst, Ahorn funktioniert in der Tat als Deckenholz – und das einwandfrei, so viel vorab. Ein Ahornhals hat sich in der Vergangenheit ohnehin bestens bewährt und auch Eukalyptus wird im Gitarrenbau eingesetzt. Bei Taylor für Griffbretter, bei den Kollegen von Cole Clark für die Zargen. Laut Bob Taylor kommt das in der AD27e eingesetzte Eukalyptus in Sachen Härte und Ton dicht an Palisander ran, einfärben lässt es sich auch.
Und da man sich bei Taylor Nachhaltigkeit nicht nur auf die Fahne schreibt, sondern tatsächlich danach handelt, gibt es nun eben Eukalyptus, lassen wir uns überraschen. Im Griffbrett sitzen 20 tipptopp verarbeitete Bundstäbchen mittleren Formats, Dot-Inlays sorgen für Orientierung. Schwarzes Tusq ist das Material für den Sattel, gekapselte, hauseigene Mechaniken sorgen für passgenaue Stimmung. Die oktavkompensierte Stegeinlage wird aus Micarta gefertigt. Micarta ist ein Verbundstoff aus Papier und Kunstharz, dessen Dichte laut Taylor für eine bessere Übertragung der Saitenschwingung auf das Piezo-Element des ES2-Pickupsystems sorgt. Eine weitere kleine Besonderheit sind die ab Werk aufgezogenen Saiten. Hierbei handelt es sich um unbeschichtete D’Addario-Nickel-Bronze-Saiten, die in der Tat nicht die knackigen und mitunter metallisch anmutenden Höhenfrequenzen brandneuer Phosphor-Bronze-Saiten liefern.
Text: Stephan Hildebrand
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Tags: Akustikgitarre